εὕρηκα (Eureka)! Unweit der Silberstadt (Αργυρούπολη) erwartet Sie ein wahrer Goldschatz. Während die Tavernen im touristischen Argyroupoli kulinarisch gesehen ein Trauerspiel à la Obergiasing gegen Untergiasing abliefern, erwartet Sie in der Unterstadt von Poros eine feine Küche à la Champions League. Versuchen die Kellner in den Tourimetropolen potenzielles Klientel mit Speisekarten, die sieben Sprachen sprechen anzulocken, ist es in Kato Poros lediglich der Duft von frisch gebackenem Brot der hungrige Mäuler in die gute, alte Stube lockt. Wer Lounge-Atmosphäre mit Mykonos Sound und neu kreiertem Bauernsalat mit Schwarzbrotkrümeln, Cocktailtomaten und winzigen Fetabällchen sucht, ist hier total falsch. Was in der urigen Taverne auf den Tisch und aus den Musikboxen kommt ist genauso ehrlich wie Stelios´ Handschlag zur Begrüßung. Das Amuse-Gueule ist beim sympathischen Wirtepaar a bisserl mehr als ein cuillère de dégustation. Als Mogntratzerl werden keine schnieken, im elfenbeinweiß gefärbten Probierlöffelchen serviert. Bei Vagelia deckt sich das Tischlein peu à peu mit handbemalten Schalen, die üppig mit selbstgemachtem, frischen Mezedes gefüllt sind. Das obligatorische geistige Getränk darf natürlich nicht fehlen, Stelios zapft Fass Nr.12 an und sorgt für reichlich selbstgebrannten Tsikoudia. Der rüstige Rentner hebt das bis zum Rand gefüllte Stamperl in die niedrige Zimmerdecke und fügt schmunzelnd hinzu: „Damit reib ich mir den Hals ein, aber von innen!“ Gia mas files kai filoi spricht der Gastgeber einen Toast aus. Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Es dauert nicht lang und das ganze Lokal singt zu den Rizitika Songs, die aus der längst in die Jahre gekommenen krächzenden Stereoanlage wummern.
Authentisch, in der heutigen Zeit sowas von „overused“. In der Taverne σάρακας (Holzsäge) trifft es den Nagel auf den Kopf! Umgarnt die Gastro Szene seit einigen Jahren ihr Publikum mit Open Kitchen Konzepten, ist es für die Vollblutköchin seit Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit, ihre Gäste in die Küche zu bitten. Vielleicht erinnert Ihr euch an die Reaktionen der Großfamilie Portokalos von My Big Fat Greek Wedding, als die Braut Toula ihrer Tante eröffnet, ihr zukünftiger Ehemann esse kein Fleisch?
Es würde zur Szenerie passen, dass ein Teckel den Deckel lupft. Es ist aber Patron Stelios, der uns mit seinem charmanten Hundeblick einen Einblick gewährt, was im Herzen der Taverne zubereitet wird: In den Töpfen kochen die feinen Blätter der Amaranth Pflanze, in der Pfanne brutzeln im milden Olivenöl selbstgemachte Ravioli aus dünnem Nudelteig mit Myzithrafüllung und im Ofen gart feinstes Lammfleisch.
Kreta kann viel mehr als Souvlaki, Gyros und Moussaka. Wollt Ihr den wahren Geschmack der einmaligen Insel kennenlernen, so begleitet mich auf meiner Reise. Wer auf Discobulus- und Aphrodite Platten steht, kann sein Glück entlang der abgegrasten Nordküste oder beim Griechen in der heimischen Provinz probieren.
In diesem Sinne – kali orexi!
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